Schamanen: Mittler zwischen den Welten
Interview für Deventhos
Der Schamanismus gilt als die älteste Heilmethode der Menschheit. „In allen Kulturkreisen gab und gibt es Schamanen – die Mittler zwischen den Welten“, sagt Vera Griebert-Schröder.
Deventhos: Bei dem Wort Schamanismus denkt man schnell an Voodoo, Ekstase und Drogen. Wie sind ihre Vorstellungen?
Vera Griebert-Schröder: Schamanen sind Priester, Heiler, Seher und auch Krieger. Oder in unserer Kultur auch Therapeuten, die die Kräfte der geistigen Welt nutzen können und wie ich Energiefelder nutzen, damit Heilung geschieht. In meiner Arbeit fließen humanistische und transpersonale Psychologie und schamanisches Wissen zusammen. Aber dabei folge ich den geistigen Helfern, tauche ein in die geistige Welt und bin mir meiner Wahrnehmungen, meinem inneren Sehen immer und unter allen Umständen sehr bewusst.
D: Wie genau machen Sie das?
V. G.-S.: Ich horche sozusagen auf das was ich aus der geistigen Welt wahrnehme. Zum Beispiel mache ich zu Beginn einer Zeremonie ein Ritual bei dem ich die vier Himmels- richtungen einlade, den Himmel und die Erde. Während ich die Kräfte einlade bekomme ich schon manchmal Bilder oder Botschaften, die für meinen Klienten interessant sind oder mir Hinweise für die Arbeit mit ihm geben. Jeder Schamane hat in dieser anderen Welt Helfer und meinen höre ich genau zu oder nehme deren Botschaft wahr, die sich als Bild, Symbol, Idee bei mir zeigt, da ich gut in Bildern „reisen“ kann.
D.: Was ist es, was Klienten zu einer schamanischen Sitzung führt?
V.G.-S.: Das ist völlig verschieden. Das kann burn-out sein oder auch unspezifische Symptome, die man posttraumatischem Belastungssyndrom nennt. Körperliche Erkrankungen genauso wie seelische oder spirituelle Krisen. Oft haben die Menschen die zu mir kommen schon viel an sich gearbeitet. Manche haben mehr oder weniger viel Therapie gemacht auch Aufstellungen und vieles andere. Aber es fehlt ihnen immer noch ein Stück, etwas was sie nicht immer genau benennen können. Schamanen sprechen dann davon, dass ihnen Teile ihrer Seele verloren gegangen sind.
D.: Kann man sich das so vorstellen, dass meine Aura kleiner ist oder durchlässiger, sogar Löcher hat?
V.G.-S.: Ja, das wären Bilder mit denen man das beschreiben kann. Schamanen würden nicht von einem Trauma sprechen, sondern sie versuchen die verlorene Kraft, die Lebensessenz zu entdecken und zurückzubringen. Es sind Energien, die für den Klienten wieder ganz physisch spürbar gemacht werden müssen. Das Reden darüber geht oft leicht, schwierig wird es, dem Klienten wieder das Spüren und die Tiefe seiner Wahrnehmungen für seine, nennen wir es mal „Seelenkraft“ zu vermitteln.
D.: Wie genau kann man sich dann diese schamanische Sitzung bei ihnen vorstellen?
V. G..-S.: Ich habe mir das Wissen und die Methoden einiger indigenen schamanischen Traditionen zu Eigen gemacht und sie in meine persönliche schamanische Arbeit übersetzt. Der Schamanen geht mit seinem Bewusstsein in die „andere Welt“, so begebe auch ich mich ins Spüren, Fühlen, Wahrnehmen. Manchmal begleite ich meine Klienten in eine leichte Trance, damit sie selber in diese Welt eintauchen können. Oft tauchen innere Bilder auf und durch mein „schamanisches Energiefeld“ können auch sie selber Gefühle oder ungeahnte, heilsame Zusammenhänge spüren, über die sie zwar sprechen können, bisher aber nie in der Tiefe und im Körper wahrnehmen konnten.
D.: Wie genau kann man sich dann diese schamanische Sitzung bei ihnen vorstellen?
V. G.-S.: Wenn Sie wollen können Sie es so nennen, aber es ist viel mehr und es ist vor allem eine Verbindung mit der persönlichen Kraft. Mein „Draht“ in die „geistige Welt“ ermöglicht es mir, das Thema des Klienten von dort wahrzunehmen und die sich zeigende Energie in Worte zu übersetzen, sodass neue Vernetzungen im Energiesystem, neue Tiefen der Gefühle und nicht gelebte Kraft bei meinem Gegenüber wieder spürbar werden. Damit kann er diese Seelenqualitäten wieder bewusst im Alltag integrieren und fühlt sich vollständig.